Vorwort von Mark Benecke zu Véro Mischitz' "Insektenwelt für Ahnungslose: Krabbeltiere sehen und lieben lernen", Kosmos, 2022, ISBN 978-3440170991, hier als .pdf

„Hummeln“, also Wildbienen, mag jede und jeder, doch immer öfter finden auch achtbeinige und daher nicht insektöse Keller-, Winkel- und Spring-Spinnen ihre Fans. Klassiker der sechsbeinigen Krabbeltiere sind Grashüpfer und die wunderschönen Wanzen, von denen manche angeblich stinken. Für mich stinken sie übrigens nicht, ich finde ihren Geruch interessant und angenehm. Ich will ja nicht darin baden.

Zauberhafte Zuckermäulchen, auch als Silber- und Ofenfischchen bekannt, nebst frecher Schaben, die überleben, was Menschen nicht überleben (»Klimakrise, LOL ... auf die nächsten 300 Millionen Jahre!«) schwirren, brummen und krabbeln auf den folgenden, wunderschönen Seiten durchs Buch. Schmetterlinge, Schwebfliegen, Heuschrecken, Eintagsfliegen und Käfer sind natürlich auch dabei. Und Florfliegen mit ihren tollen Ader-Netzen im Flügel — big love. Es fehlt echt nix.

Natürlich könnt ihr auch im Labor allerhand sehen (siehe Seite 33 ...), aber sobald die Sonne unsere Sechsbeiner wieder herauslockt, dürftet ihr euch dank der schönen Beispiele in diesem wirklich saucoolen Buch ebenfalls nach draußen locken lassen. Macht Fotos, sonst glaubt ihr im Winter vielleicht nicht mehr, was ihr gesehen habt.

In den letzten Jahren durfte ich Tausende eingesendeter und eigener Insekten-Fotos während des zeitlich begrenzt geplanten, bei mir aber dann doch vom Frühjahr bis Herbst dauernden »Insekten-Sommers« veröffentlichen. Dazu habe ich unter anderem unseren ganzen Labor-Balkon in wilden Wuchswahnsinn umgewandelt, indem ich einfach gar nix gemacht habe — außer zu gießen und zu schauen, was da wohl wächst und herumgeistert. Es stimmt: Der Boden wird dabei, anders als die darauf blühenden, wild wachsenden Blumen, wirklich oft unterschätzt: »Hier nistet der Großteil der nestbauenden Wildbienen-Arten«, schreibt Véro Mischitz ganz richtig. Obwohl ich Biologie studiert habe und alle möglichen Fliegen kenne, wusste ich das mit dem Boden vorher auch nicht. Im Sand leben Sand-Insekten ... eigentlich einleuchtend, aber hey. Eingesendete Foto-Insekten-Stars waren der innerhalb weniger Jahre von Süd- nach Nord-Europa durchgewanderte, blauviolett schimmernde Ölkafer, außerdem die auffälligen Hirschkäfer und der ultrapuschelige Pinselkäfer: Den hatte ich vorher noch nie gesehen und bin daher so lange rumgerannt, bis ich ihn auf einer wilden Wiese gefunden habe. Sehr schick!

Falls ihr nervenstark seid und Schleichen üben wollt: Versucht mal, einzelne zirpende Grillen in einer Wiese anhand ihres schnarrenden Gesäges im Gras zu entdecken. Wenn ihr das übt, spart ihr euch eine zehnjährige Ausbildung beim weisen, alten Menschen auf einem Gipfel in der Ferne: Ihr werdet beim Grillenorten in der heimischen Wiese dasselbe tiefe Wissen über unsere Welt erfahren. Nur, dass ihr abends zu Hause Euer Lieblingsessen verspeisen könnt.

Eingesendete Foto-Insekten-Stars waren der innerhalb weniger Jahre von Süd- nach Nord-Europa durchgewanderte, blauviolett schimmernde Ölkäfer, außerdem die auffälligen Hirschkäfer und der ultrapuschelige Pinselkäfer. Den hatte ich vorher noch nie gesehen und bin daher so lange rumge- rannt, bis ich ihn auf einer wilden Wiese gefunden habe. Sehr schick!

Wildnis für Insekten

Jedes nur mögliche Eckchen Grün wild hochwachsen zu lassen, das ist echt der größte Spaß: Unbekannte Blumen, Insekten, wimmelndes Wirken! Je öfter ihr Gärten, die Erde um Bäume herum, Rasenflächen und dergleichen einfach gärtnerisch in Ruhe lasst, umso mehr werdet ihr dort entdecken. Das beruhigt nebenbei auch noch: Natur erdet uns innerlich. Ist untersucht und bewiesen!

Herzlich euer

Dr. Mark Benecke

Kriminalbiologe & forensischer Entomologe

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