2014 09/10 Nachtplan: Sommerzeit Forensikkurszeit

Sommerzeit, Forensikkurszeit. Es gibt Maden, Federstahlpinzetten, verfaulte Hühnchen und vergleichsweise bunt gekleidete Studierende. In einer Kurs-Pause ein Gespräch über Gruftis:

“Kenne ich”, sagt eine Studierende, “das sind die mit Netzhemden. Man kann ihr Gsschlecht dadurch unterscheiden, dass die Frauen schwarze Kreuze über die Brustwarzen kleben und die Männer nicht.” Okay, jemand war bei einer Elektroparty. Immerhin.

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Interdisziplinaeres Fachforum: SOKO Rechen

Zum elften Mal trafen sich in Bremen an der Bearbeitung schwerer Delikte beteiligte PolizistInnen und ForensikerInnen zum interdisziplinären Austausch am Beispiel eines einzigen, aktuellen und konkreten Kriminalfalles.

Im November 2010 waren die Leichen zweier Kinder, eines 14jährigen Mädchens und eines 13jährigen Jungens, in einem Waldstück gefunden worden. Bereits 32 Stunden nach den Leichenfunden wurde der 26jährige drogenund alkoholabhängige Täter festgenommen, nachdem er auf Facebook über die von ihm so genannten „Schlachtungen“ berichtet und angekündigt hatte, nun täglich weitere Morde zu begehen. Einem der Ermittler war dieses Posting aufgefallen.

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DGRM: V. Curso International de Entomologia Forense

Das großangelegte Training (diesmal allerdings ohne Feldversuche), fand im Zentrum des südlichen Peru, der Stadt Arequipa auf 2.700 Metern Höhe unterhalb eines aktiven Vulkans, statt. Finanziell und strukturell möglich wurde der Kongress — wie schon beim ersten Kurs im Jahr 1996 in Bogotá — durch eine Neuordnung des Strafrechtes und der damit einhergehenden Hoffnung, auch forensisch einen Sprung nach vorne machen zu können.

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WAZ: Wie wäre es mal mit Alien - Autopsie

Wo andere sich mit Schaudern abwenden, sieht er erst recht und ganz genau hin. Der Mann ekelt sich nach eigener Aussage vor nichts. Oder? „Doch, vor Leberwurst und überhaupt allen Sorten Hackfleisch, Würstchen & Co.“, ergänzt Dr. Mark Benecke, weltweit renommierter Kriminalbiologe und einem großen Publikum bekannt. Spitzname: „Herr der Maden“. Die Käsefliegenmaden erkor er sich zu seinen Lieblingsmaden. Denn er findet sie lustig, „weil die springen können und sich vorher wie ein Croissant zusammenkrümmen.“ Seine Zuhörer finden es hingegen fesselnd, wenn Benecke aus seinem Labor plaudert; denn er versteht es, auch komplizierte Zusammenhänge und Techniken verständlich zu vermitteln. Die WAZ sprach mit ihm . . .

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1998 Skeptical Inquirer: Spontaneous Human Combustion

Paranormal proponents and popular articles are quick to attribute certain dramatic fire-death characteristics to an unknown or bizarre power source, but in all such deaths documented in forensic literature, there has been no need to resort to bizarre interpretations to account for the observed facts.

Forensic scientists very rarely, if ever, mention the (alleged) phenomenon of spontaneous human combustion (SHC). After reading an article on the subject in BILD, Germany's most famous tabloid newspaper (circulation four million daily), I started to wonder about this.

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2011-07 AIR: Criminal Investigator on Lint

Lint balls from navels (navel fluff, belly button fluff) won an Ig Nobel Prize in 2002 for Karl Kruszelnicki. Dr. Kruszelnicki worked on observations reported in a survey of 4799 lint-collecting people, rather than on tons (I use that word here metaphorically) of individual balls from a single person.

I am a forensic investigator, with a new (to me, I mean) interest in lint. I mentioned this during a radio program. A few weeks later, a young couple (Elisabeth and Jan from Dresden) approached me after a public lecture and handed me a full collection of lint balls collected exclusively from their own navels. This allowed me to examine 167 lint balls from two persons instead of many different lint balls from a large number of people.

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Stephan Harbort (2004) "Ich musste sie kaputt machen" -- Anatomie eines Jahrhundert-Mörders

Wie schon in seinem Buch "Das Hannibal-Syndrom" legt Stephan Harbort eine im Grunde sehr polizeilich-beschreibende Schilderung vor; diesmal allerdings hat er sich durch die gesamten Original-Akten des Falles Kroll gewühlt, die Geschehens-Orte aufgesucht und mit Zeugen gesprochen. Heraus kommt eine Schilderung, die mir vor allem zeigt, wie viele Unschuldige vor Gericht stehen, wenn ein keineswegs intelligenter, aber bauernschlauer paraphiler Täter durch die Welt streift. Konrad Meckler heißt einer dieser Männer: Er wollte eine "Aus-Zeit vom Leben" und gestand daher eine von Krolls Taten -- um im Knast zu sich zu finden. Unglaubliche Rand-Geschichten wie diese haben mir im Buch gut gefallen. Auch die noch immer umstrittene Frage, ob paraphile Täter ins Gefängnis oder die Psychiatrie gehören, lässt sich am Beispiel Krolls dank der Recherche Harborts gut diskutieren.

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Mediterranian Society of Forensic Sciences

Das im Süden traditionelle Chaos begann diesmal schon am Kölner Airport, wo man mir um 4:30 Uhr morgens mitteilte, dass mein Flug um 6:00 "wegen Feiertagsverkehr, Sie verstehen" ausfallen würde. Achtzehn Stunden später hatte ich nichtsdestotrotz den Kongress-Ort, der irgendwo in Italien liegt (ich war nur 24 Stunden dort und habe nichts außer dem Kongress-Saal gesehen), erreicht.

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Die Dunkelziffer bei Tötungsdelikten

Dies ist die Doktor-Arbeit, seit deren Erscheinen sich die darin gemachte folgende Feststellung ein für alle mal in der Öffentlichkeit verfestigt hat: "In der Bundesrepublik Deutschland existiert eine enorme Anzahl nicht erkannter Tötungsdelikte." Die Dunkelziffer soll laut Autor um 12.000 (!) unerkannter Tötungen pro Jahr liegen.

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Das Ostdeutsche Obscurum: Mörder, Menschenfresser, Räuber und Särge

ch war echt platt, als das Päckchen des mir vollkommen unbekannten Verlages eintraf. (1) In schönstes Hardcover gebundene, sauber gesetzte, fadengeheftete (!) Sammelsurien mit Abschriften originaler Quellen-Texte, in verständliches Deutsch und lesbare Lettern gebracht. Die Bücher werden garantiert allen SeroNews-LeserInnen Freude bereiten; warum, das erklärt der sympathisch verkauzte Autor M. Kirchschlager am besten selbst:

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Marrakesch, Stadt der Innovation und Schlitz-Ohren

Um der - räusper - etwas traditionell ausgerichteten Mittelmeer-Societé für Rechtsmedizin und forensische Wissenschaften ein frisches und international ausgerichtetes Gegenstück beizustellen, beschlossen die dortigen Professoren, eine mediterrane Academy zu gründen. Auftakt dazu war ein Kongress, der den zentraleuropäischen Bericht-Erstatter mal wieder staunen ließ. Nicht nur der längste Beamer aller Zeiten (Abb. 1) fand sich im riesengroßen Palais du congrès (Abb. 2) sondern auch die TeilnehmerInnen waren superlativ: So lauschten nicht nur WissenschaftlerInnen, sondern auch hunderte (!) BeamtInnen der Sureté und der Gendarmerie Royale den Vorträgen.

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Beneckes Bücherschrank: Immer wieder töten. Serienmörder und das Erstellen von Täterprofilen.

Ich habe die Probe gemacht und das u naufgeregte Buch über Serienmord als Vorbereitung zu einem Treffen mit Luis Alfredo Garavito (Kolumbien; über 200 Opfer, vgl. Benecke & Rodriguez, Arch Kriminol, eingereicht) benutzt. Beeindruckend fand ich dabei den Fleiß, mit dem KOK Fink seine sehr brauchbare und in Polizeideutsch geschriebene Zusammenfassung erstellt hat. Ganz unakademisch, das heißt ohne Bewertungen, stellt er Theorien, Statistiken und Tatsachen aus dem Bereich des Serienmordes vor. Der Text ist flüssig, aber hochstrukturiert und eigentlich schon aktenmäßig gegliedert. Er deckt dabei praktisch alle Arbeitsgruppen, -systeme und -methoden ab, die Ermittelnden in Sachen Serienmord zur Verfügung stehen. Dass sensationssuchende LeserInnen das zu dröge und auch zu langweilig finden, spricht ausnahmsweise für die Qualität des Buches und stört Autor Fink ohnehin nicht.

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Beneckes Bücherschrank: Friedrich Herber (2002) Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz

Keine Angst: Obwohl das Buch von einem Insider geschrieben wurde, wird darin nicht nachträglich schmutzige Wäsche gewaschen. Stattdessen bietet Autor Herber eine in Historiker-Art verfasste Übersicht (samt vieler Quellen, Sach- und Namens-Register) über dasjenige Kapitel deutscher Rechtsmedizin, von dem die meisten Jüngeren noch nie etwas gehört haben.

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Ein Besuch auf der "Body Farm"

Für SeroNews-LeserInnen ist es vielleicht noch erstaunlicher, dass das Forschungs-Gelände dem Universitäts-Department für Anthropologie, nicht aber der Klinik angegliedert ist. Der Grund: Angloamerikanische Forensiker werden anders ausgebildet als mitteleuropäische RechtsmedizinerInnen. In den USA sind Obduzierende meist Fachärzte für Pathologie und erhalten eine Zusatz-Ausbildung in Rechtsmedizin. Deswegen heißen sie forensic pathologists, und durch die falsche übersetzung kommt es auch, dass RechtsmedizinerInnen in Deutschland oft als "Pathologen" angesprochen werden. Forensische Anthropologen in den USA sind aber weder obduzierende „pathologists“ noch Rechtsmediziner. Sie stammen aus naturwissenschaftlich geführten Knochen-Kellern (Abb. 3).

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Kommentar: Was ist Forensik?

Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin in Warnemünde, die unter der Leitung von Prof. Wegener einen hocherfreulichen kriminalistischen Schwerpunkt hatte, habe ich in in einem kurzen Vortrag folgende Definition des Faches Forensik benutzt. („Forensisch“ heißt eigentlich vor Gericht/für das Gericht; diese Bedeutung ist in Deutschland aber unerwünscht und spiegelt die weit gefächerte Praxis auch nicht wieder. Als Anglizismus ist das Wort aber über TV und Kino in seiner unrichtigen Bedeutung aber wieder nach Europa gelangt. Ganz egal, hier der vereinheitlichende Vorschlag:

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