Was würden Sie für kein Geld der Welt tun?

ZIMMER EINS — Das Patientenmagazin, April 2019, Seite 9

„Wer Geld will, wünscht sich im Grunde etwas anderes.“ (*)

Hier schreibt Dr. Mark Benecke, warum er dem Dschungelcamp eine Absage erteilte, wie er mit Bestechungsversuchen umgeht – und wofür er selbst Geld ausgibt

Geld ist für mich nur ein Phantom. Ein Schlagwort, das für den Zugang zu Ressourcen steht. Wer Geld will, wünscht sich im Grunde etwas anderes: Anerkennung etwa, einen höheren gesellschaftlichen Status oder ganz einfach ein Dach über dem Kopf. Zu sagen, Geld sei böse, ist deshalb sinnentleert. Richtig ist: Geld vernetzt viele soziale, politische und kulturelle Prozesse miteinander. Man kann gute Dinge damit bewirken genau wie schlechte. Geld an sich ist aber neutral.

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Ich selbst gebe Geld vor allem für neue Laborgeräte wie Mikroskope und Computer aus. Läge es in meiner Macht, würde ich die Geldströme so lenken, dass Tierversuche innerhalb von wenigen Jahren ein Ende hätten – es gibt schließlich genügend alternative Testmethoden. 

Das Anhäufen von Dingen interessiert mich nicht: Ich habe keine eigene Wohnung, keine Couch, keinen Fernseher. Ich besitze zwei Hosen, ein Paar Schuhe für die kalte und eins für die warme Jahreszeit. Wenn meine Frau und ich nicht unterwegs sind, schlafen wir in unserem Labor. Urlaub ist nichts für mich – an den Orten, an die ich reise, arbeite ich lieber mit den Menschen zusammen und lerne so etwas über deren Kultur. Dabei verzichte ich auf nichts, im Gegenteil: Ich lebe genau so, wie ich leben will.

In meinem Job kommt es durchaus vor, dass mich Leute bestechen wollen. Die sind bei mir an der falschen Adresse. Einmal schob mir jemand zum Beispiel einen 500-Euro-Schein über den Tisch. Ich sollte in einem Gutachten zu dem Schluss kommen, dass ein bestimmtes Tier nicht die Verletzung einer Person herbeigeführt haben konnte. Diesen Menschen habe ich sofort rausgeschmissen – mitsamt seinem Geld.

Einmal wurde mir Geld geboten, damit ich beim Dschungelcamp mitmache. Auch das habe ich abgelehnt. Aber nicht, weil ich etwas gegen das Format an sich habe (wie gesagt: ich habe keinen Fernseher). Sondern weil ich als Veganer und Tierschützer keine Sendung unterstützen würde, bei der Tiere als etwas Fremdes, Gruseliges dargestellt, gegessen und als Scherzobjekte benutzt werden.

An sich würde ich jede Arbeit machen, solange ich bei der Wahrheit bleiben kann. Genauso wie Geld nicht per se böse ist, ist auch kein Job böse. Es kommt immer darauf an, was die Tätigkeit bewirkt. Das ist aber oft erst später erkennbar. Geld ist nur ein universelles Tauschmittel. Wenn du da mittauschst — und das muss ja jeder – kannst du dich entscheiden, wo du dir dein Plätzchen suchst. Mein Platz ist die Wahrheit.

ZUR PERSON

Dr. Mark Benecke

Seit mehr als 25 Jahren ist der „Herr der Maden“ als wissenschaftlicher Forensiker zum Beispiel im Bereich der Insektenkunde aktiv. Er ist Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren und untersuchte unter anderem Adolf Hitlers Schädel. Er veröffentlicht Artikel, Sach- und Kinderbücher und entwickelt Experimentierkästen. In seinen Vorträgen geht er gemeinsam mit dem Publikum auf Spurensuche.

(*) Ich erhalte für diese Kolumne übrigens weder Geld noch sonst irgend etwas. — #DRMARKBENECKE