Unter Verschluss

Quelle: Augsburger Allgemeine, Politik, Nr. 45, 23. Februar 2024

VON PHILIPP NAZARETH

Die russischen Behörden wollen den Leichnam Nawalnys noch immer nicht herausgeben. Laut dem Forensiker Mark Benecke ist eine Untersuchung aber auch lange nach dem Tod möglich.

Nach Einschätzung des Kriminalbiologen Mark Benecke hat die 14-tägige Verschlusszeit nicht automatisch Auswirkungen auf die Möglichkeit, einen Leichnam zu obduzieren. Solange der Körper ausreichend gekühlt werde, ließen sich auch nach zwei Wochen noch Untersuchungen durchführen. Entdeckt werden könnten selbst dann noch Blutergüsse, wie Benecke gegenüber unserer Redaktion erklärt. „Oft auch tiefer im Gewebe, beispielsweise bei Schlägen auf den Rücken oder an den Muskeln, wenn ein Mensch an den Armen festgehalten wurde.“ Blutergüsse würden recht häufig auftreten, Experten in der Rechtsmedizin seien geübt darin, nach ihnen zu suchen und sie auch zu finden. „Solange der Körper nicht fault, lässt sich das nachweisen“, sagt Benecke – und Fäulnis trete erst ein, sobald die Kühlung beendet werde. Auch Knochenbrüche ließen sich jederzeit feststellen, zur Not auch am „reinen Skelett“, wie der Forensiker sagt. Sollte Nawalny vergiftet worden sein, lasse sich dies im Blut, im Urin und in anderen Körperflüssigkeiten nachweisen. „Besondere chemische Untersuchungen“, wie die russischen Behörden angegeben hatten, seien höchstens dann nötig, wenn „sehr seltene, sehr gefährliche militärische Stoffe“ im Spiel seien.


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