â 14. Jan 2021 â
Christoph fragt: â Lieber Dr. Benecke,
vorab erstmal Danke fĂŒr die vielen aufschlussreichen und allgemeinverstĂ€ndlichen Videos. Immer eine Freude.
Nach dem Video zur Impfung, das ich kĂŒrzlich genieĂen durfte, und sie wohl der einzige mir bekannte Ansprechpartner sind, der diese Frage als Veganer wirklich versteht und gleichzeitig als Wissenschaftler auch kompetent beantworten kann, wĂŒrde mich interessieren, was hĂ€lt Dr. Benecke von der Thematik unter veganen Gesichtspunkten? Ich meine irgendwann mal gelernt zu haben, dass (zumindest viele) Impfungen aus HĂŒhnerei gewonnen werden. Ist das a) richtig und b) bei der neuartigen Impfung auch so?
Was ist in Bezug auf Versuchsaffen von der Impfung zu halten? Nach meiner EinschĂ€tzung haben wir durch unser Verhalten gegenĂŒber unschuldigen Tieren diese ganze Misere ĂŒberhaupt erst heraufbeschworen: Massentierhaltung als ideale BrutstĂ€tte fĂŒr Zoonosen und die Zerstörung der LebensrĂ€ume von Wildtieren haben diese Situation erst entstehen lassen und in meinen Augen ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis die nĂ€chsten Heimsuchungen aus dieser Richtung in immer kĂŒrzeren ZeitabstĂ€nden unserer harren werden. Seien es wieder mitdomestizierte Vertreter aus dem Reich der Viren wie in der Vergangenheit die spanische Grippe, SARS, Vogelgrippe, Schweinegrippe und wie sie alle heiĂen oder die bereits jetzt bedrohlichen, multiresistenten Keime, die ja soweit ich weiĂ zu einem nicht unbetrĂ€chtlichen Anteil aus dem massiven Antibiotikamissbrauch in der Viehzucht herrĂŒhren.
Kann es also richtig sein, unseren gemĂŒtlichen (je nach Blickwinkel könnte man fast sagen dekadenten) Lebensstil wieder herzustellen oder abzusichern; einen Lebensstil, der in betrĂ€chtlichem MaĂe auf der absolut gnadenlosen Ausbeutung hilfloser Mitgeschöpfe basiert (tierischer wie menschlicher). Und dies unter Zuhilfenahme von Methoden, bei denen weitere unmengen an leidensfĂ€higen, unschuldigen Mitlebewesen, die sich (meiner Meinung nach nicht nur genetisch) nur in Nuancen von uns unterscheiden, einfach bestialisch verschlissen werden, wie jedes beliebige, unbelebte Produktionsmittel in einer Fabrikanlage?! Die als Lieferengpass in den Schlagzeilen auftauchen, statt als leidensfĂ€hige Wesen.
ZusĂ€tzlich noch vor dem pikanten Hintergrund, dass es momentan danach aussieht, dass wir an den bestialischen Ursachen rein garnichts Ă€ndern werden und damit weitere "NotfĂ€lle, bei denen man dieses notwendige Ăbel eben eingehen muss" aktiv weiter befeuern. Kann es moralisch richtig sein, diesen Status Quo zu diesem Preis ĂŒber eine von vermutlich vielen Bergkuppen zu retten?
Was sagt jemand zu diesen Ăberlegungen, der sich damit auskennt? Sowohl mit der Materie selbst, als auch mit den GedankengĂ€ngen der moralischen Skrupel eines Tierfreunds. Viele GrĂŒĂe aus der tiefen Provinz: Christophâ
Mark antwortet:
âlieber christoph â
alles verstanden, alles korrekt.
wie es bei mRNA-impfstoffen mit tierversuchen ablaeuft, kann dir am besten sagen: https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/top-menue/2136-kontakt.
die kolleg:innen dort sind naeher dran als ich.
sehr herzlich:
markitoâ
Dr. Dilyana Filipova - Ărzte gegen Tierversuche e.V. berichtet:
âLieber Herr (âŠ),
vielen Dank fĂŒr die Anfrage und fĂŒr Ihre Sorgen und Ihr Engagement fĂŒr die Tiere! Es ist immer schön, von engagierten und tierlieben Menschen wie Sie zu hören, die sich Gedanken um diesen Themen machen.
Es stimmt, dass viele Impfstoffe in HĂŒhnereiern produziert werden. Solche sind z. B. fast alle Influenza (Grippe) Impfstoffe. Dabei handelt es sich nicht um sterile Eier wie diese, die man im Supermarkt findet, sondern um Bruteier mit halbwegs entwickelten, schmerzempfindlichen KĂŒken, die wĂ€hrend der Herstellung getötet werden. Die meisten Impfstoffe, die nicht aus HĂŒhnereiern gewonnen werden, werden in menschlichen oder tierischen Zellen vermehrt, dabei werden fast immer mehrere tierische Komponente wie das berĂŒchtigte fetale KĂ€lberserum (FKS, mehrere Infos hier: https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/images/stories/kampagnen/fks-frei/fks_frei.pdf) in der Zusammensetzung der NĂ€hrmedien fĂŒr die Zellkulturen benutzt.
Deswegen ist die Herstellung quasi aller herkömmlichen Impfstoffe mit einem hohem âTierverbrauchâ und mir erheblichen Schmerzen und Leiden fĂŒr die Tiere verbunden. Die neue Corona-Impfstoffe der Firmen BioNTech/Pfizer und Moderna basieren auf einer neuartigen Plattform (mRNA), die es erlaubt, dass der Impfstoff direkt in Bioreaktoren ohne die Anwendung tierischer Komponente synthetisiert werden kann.
Nach eigenen Angaben von BioNTech und Moderna sollen ihre entsprechende Corona-Impfstoffe tatsĂ€chlich frei von tierischen Komponenten sein. Wir (ĂgT) haben vor Kurzem eine Anfrage an die Firmen geschickt, ob alle Schritte der Impfstoffherstellungsprozesse völlig tierfrei sind, bisher haben wir noch keine Antwort bekommen. Im Vergleich dazu wird der Corona-Impfstoff der Firma AstraZeneca in menschlichen Zellen unter der Anwendung von FKS produziert.
Es ist wirklich sehr traurig, wie die Menschen jegliche Tiere ausbeuten. Sie haben vollkommen Recht, dass die Ursache der Zoonosen und mehrerer anderen Krankheiten wie die Infektionen mit multiresistenten Bakterien der massiven âVerbrauchâ und die Ausbeute von Wild- und âNutzâtieren ist. Solange die Menschen ihr Verhalten zu Tieren nicht Ă€ndern, werden weitere Krankheiten aus dem Tierreich entstehen. Zu den aktuellen Tierversuchen fĂŒr die Corona-Impfstoffe möchte ich kurz bemerken, dass sie nicht nur qualvoll fĂŒr die Tiere waren/sind, sondern auch völlig ĂŒberflĂŒssig fĂŒr die Auswertung der Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe bei Menschen.
Erst wurden die Impfstoffe sehr kurzfristig an Ratten und MĂ€usen getestet, was aber keine Auskunft ĂŒber eine schĂŒtzende Funktion geben konnte, weil sich MĂ€use und Ratten an dem Coronavirus von Natur aus gar nicht anstecken können.
Die Affenversuche, bei denen sich einige TierversuchsbefĂŒrworter ĂŒber âEngpĂ€sse in der Lieferkettenâ der Tiere beschwerten, fanden erst dann statt, nachdem hunderte oder gar tausende Menschen schon mit den Impfstoffkandidaten geimpft wurden. Man braucht kein Wissenschaftler sein, um zu der logischen Schlussfolgerung zu kommen, dass die Daten aus hunderten/tausenden Menschen diese aus paar Dutzenden Affen völlig ĂŒberflĂŒssig machen. Mehr zum Thema hier: https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/neuigkeiten/3282-corona-impfstoffe.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen einigermaĂen beantworten konnte. Falls Sie weitere Fragen oder Anmerkungen haben, können Sie sich gerne direkt an mich wenden.
Alles Gute und bleiben Sie gesund!
Viele GrĂŒĂe,
Dr. rer. nat. Dilyana Filipova
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Ărzte gegen Tierversuche e.V.
Unsere Datenbank fĂŒr tierversuchsfreie Forschungsmethoden: www.nat-database.de"
Danke fĂŒr die Frage und die Antwort!
Herzlich Euer â
Mark