Quelle: Thüringer Allgemeine (TA), Kultur & Freizeit, Montag, 30. August 2021, Seite 9

Lesung mit dem Kriminalbiologen Mark Benecke aus seinem neuen Buch „Beneckes illustriertes Thierleben" in Renthendorf.

FOTO & TEXT: ULRIKE KERN

Mark Benecke, Koryphäe in der Kriminalistik, Kriminalbiologie und forensischer Entomologie, liest in Renthendorf aus seinem neuesten Buch.

Renthendorf. Schon vor der Lesung am Sonnabend im Festzelt in Renthendorf war die Schlange an seinem Tisch zum Signieren und Fotografieren lang. Die Gelegenheit, auf Mark Benecke zu treffen, einen Popstar unter den Wissenschaftlern, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kriminalbiologie und forensischen Entomologie, Autor zahlreicher Bücher und Podcasts, wollten sich 150 Zuhörer nicht entgehen lassen. Dabei liegt seine Verbindung zu Alfred Brehm auf der Hand, denn mit Eröffnung der Dauerausstellung „Brehms Welt" hat man in Renthendorf die Tier-Mensch-Beziehung in den Vordergrund gerückt.

Und das ist ganz im Sinne des Veganers und promovierten Biologen Benecke (51), der an diesem Abend vom aktuellen Artensterben als der größten Katastrophe der Menschheit spricht und daran appelliert, Tiere nicht mehr als Nutz-und Haustiere zu halten.

Er sei großer Brehm-Fan, denn alle heutigen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Biologie wären ohne die präzisen Beobachtungen und Beschreibungen von Tiervater Brehm und seiner Kollegen undenkbar. Brehms „Thierleben" stand als Nachschlagwerk faktisch in jedem Haushalt, er selbst besitzt unzählige Exemplare. Und so wundert es nicht, dass Benecke mit seinem jüngsten Buch nicht nur im Titel, sondern auch inhaltlich zahlreiche Bezüge zu Alfred Brehm herstellt. In „Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben" haben sich der Autor und die Illustratorin 17 Tiere und ihre Eigenarten vorgenommen. Und einige davon am Sonnabend in seiner unterhaltsamen, und stets auch für Laien verständlichen Art, vorgestellt: Treue, selbstaufopfernde Stare, dümmliche Möpse, nekrophile Erpel.

Eine ungewöhnliche Ansammlung von Wissen ist das, wunderschön bebildert und basierend auf Beneckes Studien jahrhundertealter Biologie-Bücher und aktueller Forschung. Schließlich glaube er nichts und niemanden, außer belegbaren Studien.

Und dann erklärt er in Renthendorf noch eine ebensolche unglaubliche: An der Universität in New York hat man, um die Folgen von Isolation im Lockdown beim Menschen zu erforschen, nach übergreifenden Mustern gesucht und dafür normalerweise in Gruppen lebende Taufliegen isoliert. Das Ergebnis: nach kurzer Zeit wurde das Schlafmuster der einsamen Taufliege zerstört und sie begann, sich zu überfressen.

Am Ende des Abends, der hoffentlich in Renthendorf wiederholt wird, findet man nicht nur „Dr. Made" überaus sympathisch, sondern irgendwie sogar die geselligen Taufliegen in Einzelhaft.

Mit Dank an Funke Medien Thüringen GmbH / Thüringer Allgemeine für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.

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