Auch als stärkste Partei würden wir es ablehnen, Regierungsverantwortung zu übernehmen

Quelle: Telepolis, 3. Mai 2022, hier geht es zum Artikel

Interview mit den PARTEI-Chefs Benecke und Sonneborn zur NRW-Landtagswahl

VON MARKUS KOMPA

Im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW wird am 15. Mai der neue Landtag gewählt. Die PARTEI will die beim letzten Mal gewonnenen 0,65 Prozent der abgegebenen Stimmen verteidigen und könnte außerdem von der aktuellen Schwäche der Linkspartei profitieren. Im Interview stehen NRW-Landesvater Dr. Mark Benecke und der Bundesvorsitzende Martin Sonneborn (MdEUP) Rede und Antwort.

Im Falle eines Einzugs in den Landtag kann sich die PARTEI als Mehrheitsbeschafferin ihre Partner aussuchen. Wen favorisieren Sie für eine mögliche Regierungskoalition?

Mark Benecke: Wir sind bereits die Stimme der Mass:innen.

Martin Sonneborn: Auch als stärkste Partei würden wir es ablehnen, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Die Grünen haben gerade eindrucksvoll demonstriert, dass man dann sofort alles vergisst, woran man je geglaubt hat.

Die NRW-Sozen haben ihr Umfragetief von 17 Prozent wieder ausgebeult, die NRW-Grünen haben sich von sechs Prozent verzweieinhalbfacht. Warum wird ein Aufwärtstrend der PARTEI derzeit nicht in Umfragen sichtbar?

Mark Benecke: Viele taumeln noch freudenverloren im Glitzer der vergangenen Siege. Wir überlegen jetzt erstmal, was wir zur kommenden Wahl trinken: Priorities! Ich habe Margarine-Bier vorgeschlagen, verkoste gerade aber auch Schoko-Bier. Alles nicht einfach.

Martin Sonneborn: Außerdem gibt es höchstwahrscheinlich gar keinen Aufwärtstrend. Wir sind eine stabile Zwei-Prozent-Partei mit großer Fresse.

Als drängendes Problem sieht man in NRW die Corona-Pandemie. Welche Antworten bietet die PARTEI?

Mark Benecke: Wie gehabt: Die First Lady und Dr. Benecke beraten dazu seit zwei Jahren und auch künftig gratis, fremdwort- und werbefrei unter http://virusonline.de.

Martin Sonneborn: Mooooment mal, in den anderen Staaten der EU ist die Pandemie schon seit Monaten kein Thema mehr. Wissen die Tüpen in NRW nicht, dass der Krieg Corona beendet hat?

Eskalation der Spannungen zwischen Köln und Düsseldorf

Lange wurde vergeblich vor einer Eskalation der Spannungen zwischen Köln und dem verhassten Düsseldorf gewarnt; in Westfalen konnte man sich bis vor Kurzem nicht vorstellen, in den rheinischen Regionalkonflikt hineingezogen zu werden. Wie soll eine PARTEI-getriebene Koalition eine drohende Tragödie abwenden?

Mark Benecke: Ich habe bereits vor Jahren den Grundstein zur Mauer zwischen Bottrop und Kirchhellen gelegt. Auch West und Falen werden auf diese Weise bald dauerhaft getrennt. Wer danach noch zankt, muss mit mir 4711 trinken, bis eine:r unter dem Tisch liegt.

Martin Sonneborn: Wir würden auf jeden Fall schwere Waffen fordern, für beide Seiten natürlich. Liegt im Trend derzeit, erfreut Rheinmetall – deren Produkte übrigens auch in der Ukraine auf beiden Seiten zu finden sind – und die üblichen Lumpenbellizisten.

Unter Köln werden Braunkohlevorkommen vermutet. Sehen Sie im rheinischen Tagebau eine Alternative zu importierten Energieträgern?

Mark Benecke: Das letzte Mal kamen beim Stollen-Graben in Köln unerwartet Nazi-Akten ans Licht, nachzulesen bei Buhlan et al.: Wessen Freund und wessen Helfer: Polizei im Nationalsozialismus: Die Kölner Polizei im Nationalsozialismus (Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln). Ich setze daher lieber auf oberirdische Energien: CO2-Zylinder, Spaß an der Freud, Cola-Alt.

Martin Sonneborn: Bevor wir das überteuerte und extrem umweltschädliche – Huhu, Grüne! – amerikanische Fucking- Pardon: Frackinggas importieren, sollten wir lieber Kohle und Nazi-Akten verfeuern.

Versorgungsengpässe und Identitäten

58 Prozent der deutschen Getreideernte werden auch in NRW als Tierfutter genutzt. Wie steht die PARTEI zum Vorschlag, absehbare Versorgungsengpässe durch Integrationszwang von Haus- und Sporttieren in die Nahrungskette aufzufangen?

Mark Benecke: Wichtig wäre mir Ausgewogenheit: Daher bitte auch Springschwänze und Asseln nicht vergessen, wenn's ans Eingemachte geht.

Martin Sonneborn: Viel größere Sorgen machen mir Speiseöl-Hamsterkäufe. Da hört der Spaß auf, die führen nämlich zur Verteuerung der belgischen Pommes frites. Für die Besorgteren unter Ihren Lesern: Im Lidl hinter der österreichischen Grenze gibt es Mehl und Öl palettenweise.

Apropos Ernährung: Die Mehrheit der Wahlberechtigten ist übergewichtig. Die cleveren Hamburger Grünen haben mit entsprechenden Identifikationsangeboten gute Erfahrungen gemacht. Wie steht die PARTEI zu einer Quotenregelung zugunsten adipöser Abgeordneter?

Mark Benecke: Martin und ich arbeiten dran. Wir sind aber saft- und kraftlose Typen, schwankende Gerten im Sturm, eher dem Schreiben als dem Essen zugetan. Wir versuchen es, wollen uns nach der Wahl mindestens einmal pro Woche hochkalorisch ernähren (ich: selbst gebackene Zuckerglitzerperlenkekse; Martin: "Reste" aus dem Europa-Parlament).

Martin Sonneborn: Smiley! Und die doofen Grünen haben bei uns abgeguckt. Der legendäre Landesvorsitzende der PARTEI Hamburg Alex Grupe hat bereits vor Jahren zwei Sitze im Bundestag für sich gefordert.

In Hamburg erregt man sich über Transvestiten, die Berücksichtigung bei der Frauenquote beanspruchen; in Berlin wurde einer Frau kulturelle Aneignung männlicher Bademode versagt. Welche Positionen vertritt die PARTEI bei der Gleichstellung?

Mark Benecke: Die meisten unserer Mitglieder:innen interessieren sich nicht für Feinheiten sexueller oder überhaupt Identitäten: Bei uns kann jede:r machen, sein, pinkeln, quotieren, gendern, queeren und tanzen, wie ersiees will — und es gerne auch öfter hin- und her ändern. Freiheit ist die Einzige!

Martin Sonneborn: Wir arbeiten an der Überwindung der Fixierung auf individuelle Identitäten. Der PARTEI-Anzug von C&A aus bestem Superpolyester ist ein Unisex-Modell. Darin sieht jede:r scheiße aus.

"Unsere Freiheit wurde und wird nicht am Hindukusch verteidigt, eher vor dem High Court in London"

Thema "Digitalisierung": CDU und AfD wollen in NRW die Polizei mit Elektroschockern ausrüsten. Wären Elektroschocks auch als Mittel der Bildungspolitik interessant?

Mark Benecke: Die PARTEI setzt auf Anreize statt Strom-Reize: Wer brav lernt, kriegt von mir ein leckeres Eis (Erdbeer, Vanille, Schlumpf).

Martin Sonneborn: Ja, sehr gute Idee, Elektroschocks für Bildungspolitiker. Und für (ein bisschen dumme) Innenminister, die beim Lügen erwischt werden... Herbert, alte Eule, viele Grüße von Deinem ehemaligen Banknachbarn aus Brüssel!

In Ihrem Wahlprogramm profilieren Sie sich mit dem Kampf gegen Clanstrukturen in der Katholischen Kirche. Herr Benecke, wie erklären Sie sich als Biologe die Fortpflanzung der rein männlichen Clans im zölibatären Katholizismus?

Mark Benecke: Ist aus Entenhausen bekannt und untersucht; es nennt sich "Veronkelung": Männliche Vorfahren haben drei männliche Neffen als Nachkommen, keine Kinder – das ist einfach so. Heimlich entnommene Proben aus ausgewählten Erzdiözesen wiesen allerdings auch Reptilien-Erbsubstanz auf. Mein Labor ist dran an der Sache.

Martin Sonneborn: Keine Ahnung, vielleicht unbefleckte Empfängnis?

Nach 20 Jahren Verteidigung von NRW am Hindukusch wurden wir wieder mal nur zweiter Sieger. Würde wenigstens eine symbolische Kriegserklärung gegenüber Afghanistan NRW sicherer machen?

Mark Benecke: Natürlich, der bisherige Verlauf der friedlichen Gespräche reicher Länder mit rohstoff- oder küstenreichen Gebieten beweist, dass ein bisschen Druck schneller zu irgendwas führt.

Martin Sonneborn: Unsere Freiheit wurde und wird nicht am Hindukusch verteidigt, eher vor dem High Court in London. Jedenfalls so lange Julian Assange in Belmarsh, dem Superschurkengefängnis aus den James-Bond-Filmen, verrottet. Von der Innenministerin Grobbritanniens, die jetzt emphatisch über seine Auslieferung an die USA entscheidet, sagen meine britischen Kollegen: Priti Patel would unplug your life support to charge her iPhone.

Derzeit rufen lauter (ungediente) Journalisten und Comedians zu den Waffen, um Deutschland in den Ukrainekonflikt zu ziehen. Herr Sonneborn, für wie süß schätzt man in der Medienbranche den Heldentod ein? Und welche Meinung haben Sie, Herr Benecke, als leichenaffiner Biologe zum fremdbestimmten Ableben?

Mark Benecke: Vieles regelt sich von selbst. Ich lade alle Großmäuler ein, eine Woche mit Leichen und deren Angehörigen zu verbringen.

Martin Sonneborn: Ich habe natürlich gedient. Deshalb weiß ich: Der Tod fürs Vaterland ist süß wie EPA, Panzerkekse und vier Jahre altes Dosenfleisch.

Barack Obama musste durch Drohnenschläge Tausende Erwachsene und mehrere hundert Kinder töten, bevor er beim evangelischen Kirchentag auftreten durfte. Madeleine Albright billigte den Tod von 500.000 irakischen Kindern als akzeptable Folge ihres Embargos, was sie als Rednerin auf dem Grünen-Parteitag qualifizierte. Welche Pläne verfolgen Sie beide, um für Sympathien zu werben?

Mark Benecke: Die Mischung aus Drohnen, Grünen und Protestant:innen ist mir zu wild. Ich mach's lieber wie bisher und frage die Wähler:innen nach ihren Wünschen. Obwohl die meisten Menschen verblüffender Weise keine haben, sind die wenigen Wünsche, die doch kommen, so gut, dass wir sie gerne und sehr gut umsetzen.

Martin Sonneborn: Wir machen jetzt Oppositionspolitik gegen Grün/Rot/Gelb, ich fürchte, wir dürfen im Moment nicht damit rechnen, Sympathien auf uns zu ziehen. Ansonsten würde ich es machen wie die FDP vor der Wahl, einfach 400.000 Euro für Microtargeting in Facebook und Instagram stecken. Oder muss es bei so hohen Summen Macrotargeting heißen?


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