Quelle: NABU Stadtverband Köln mit freundlicher Genehmigung von Jana Romero
Foto: NABU Stadtverband Köln
1. Die Sittiche breiten sich ungehemmt aus
Nein, das trifft zumindest so pauschal nicht zu. Sittiche benötigen bestimmte klimatische Voraussetzungen und die finden sie bisher nur in den wĂ€rmebegĂŒnstigten Regionen des Rheinlands, des Rhein-Main-Gebiets und der Rhein-Neckar-Region. Deshalb kommen zum Beispiel in den an das Rheinland angrenzenden Mittelgebirgen bisher keine Sittiche vor. AuĂerdem benötigen Sittiche zur Brut Höhlen, und sie brĂŒten nur 1x im Jahr.
Zum Vergleich: Bei den StraĂentauben ist das anders. Tauben können ihre Eier ĂŒberall ablegen, solange sie von der Unterlage (zum Beispiel einer Fensternische) nicht wegrollen. Und Tauben brĂŒten mehrfach im Jahr.
2. Die Sittiche haben keine natĂŒrlichen Fressfeinde
Nein, das trifft nicht zu. Auch wenn Sie den Hinweis auf fehlende natĂŒrliche Feinde in vielen Zeitungsartikeln finden und sich diese Annahme dadurch hartnĂ€ckig in der Ăffentlichkeit hĂ€lt, so ist sie trotzdem nicht richtig. Tatsache ist, dass sowohl Wanderfalken als auch Habichte regelmĂ€Ăig die Sittiche bejagen und auch erbeuten. Zudem werden die Sittiche nachts in ihren SchlafbĂ€umen immer wiedermal Opfer von WaldkĂ€uzen, und in den Höhlen werden sie gelegentlich von Mardern erbeutet. Sogar KrĂ€hen attackieren Sittiche, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Allerdings haben die Fressfeinde keinen nennenswerten Einfluss auf die Bestandsentwicklung der Sittiche.
3. Die Sittiche nehmen den einheimischen Vögeln die Bruthöhlen & die Nahrung weg
Nein, nach den bisherigen Erkenntnissen trifft das nicht zu. Fakt ist, dass bisher keine heimische Art durch die Anwesenheit der Sittiche in ihrem Fortbestand bedroht ist. Dieses Thema ist sehr komplex und wird unter Ornithologen regelmĂ€Ăig diskutiert. Ganz allgemein wĂŒrde man annehmen, dass es nur eine gewisse Anzahl von Baumhöhlen gibt und die Vogelarten diese Höhlen dann unter sich aufteilen mĂŒssen. So einfach ist es aber nicht, da die Sittiche mit ihrem krĂ€ftigen Schnabel auch vorhandene Baumhöhlen erweitern und so erst fĂŒr gröĂere heimische Vogelarten nutzbar machen.
Hohltauben können zum Beispiel von den AktivitĂ€ten der Sittiche auch profitieren. AuĂerdem bevorzugen manche Vogelarten andere Baumarten als die Sittiche. Stare zum Beispiel brĂŒten gerne in Eichen. Auch brĂŒten manche heimischen Vögel lieber in einer anderen Höhe oder an einer anderen Stelle im Baum als die Sittiche. Auf der anderen Seite fĂŒhrt die VergröĂerung vorhandener Höhlen durch die Sittiche dazu, dass kleinere Höhlen fĂŒr Meisen und Kleiber wegfallen können. Und natĂŒrlich kommt es auch immer wieder mal mit anderen Vögeln zu "Rangeleien" um Höhlen, zum Beispiel mit Dohlen. Dohlen sind aber ebenfalls wehrhafte und hĂ€ufige Vögel in Deutschland. Oft gehen heimische höhlenbrĂŒtende Arten aus ganz anderen GrĂŒnden zurĂŒck: Stare leiden zum Beispiel unter dem RĂŒckgang der Insekten, wĂ€hrend Sittiche reine Vegetarier sind.
Die Nahrung der Sittiche setzt sich zusammen aus zahlreichen Pflanzenarten. Bevorzugt werden Pflanzenteile der Rosskastanie, Hainbuche und AhornblĂ€ttrigen Platane aufgenommen, wobei die letzten beiden Wintersteher sind und die Sittiche auch in der kalten Jahreszeit ernĂ€hren. Die Sittiche sind somit auch im Winter auf eine ZufĂŒtterung durch den Menschen nicht angewiesen. Die Platane ist mit rund 6.000 BĂ€umen die hĂ€ufigste Baumart in der Kölner Innenstadt.
4. Die Sittiche ĂŒbertragen Krankheiten auf heimische Vögel
Nein, das trifft nicht zu. Nach bisherigem Kenntnisstand ĂŒbertragen die Sittiche keine Krankheiten auf heimische Arten. Der Kot und das Blut der Sittiche wurden von Biologen entsprechender Institute bereits mehrfach untersucht.
5. Die Sittiche ĂŒbertragen Krankheiten auf den Menschen
Nein. Bisher ist uns kein Fall bekannt, wo sich in Deutschland ein Mensch durch die freilebenden Sittiche infiziert hat.
Foto: NABU Stadtverband Köln
Auch theoretisch ist die Gefahr Ă€uĂerst gering. Bei einem Ausbruch der Vogelgrippe mĂŒsste man fĂŒr eine Ansteckung schon in direkten Kontakt mit infizierten Vögeln kommen. Generell kann jeder Vogelkot Krankheitserreger enthalten. FĂŒr eine Ansteckung mĂŒsste man den Vogelkot dann aber in den Mund nehmen oder einatmen, wenn man zum Beispiel eingetrockneten Vogelkot von der Kleidung verreibt. Aber auch dann ist die Gefahr einer Ansteckung Ă€uĂerst gering. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte Vogelkot immer unter Verwendung von Wasser entfernen.
6. Die Sittiche plĂŒndern ObstbĂ€ume in GĂ€rten und Obstplantagen
Ja, das kann leider passieren. Sittiche können in Gruppen in GĂ€rten einfallen und dort ObstbĂ€ume plĂŒndern. Von unseren heimischen Staren kennt man dieses Verhalten auch.
7. Die Sittiche machen LĂ€rm am Schlafplatz
Ja und nein. Die Sittiche lĂ€rmen beim Eintreffen in die SchlafbĂ€ume und dann wieder kurz vor dem morgendlichen Abflug. Aber wĂ€hrend der Nacht ist es an den SchlafplĂ€tzen still, man kann sprichwörtlich âdie Stecknadel fallen hörenâ.
8. Die Sittiche kacken am Schlafplatz alles zu
Ja, das ist leider so. Die Akzeptanz eines Schlafplatzes in der Bevölkerung hĂ€ngt deshalb sehr vom Standort und den Reinigungsintervallen der Stadtreinigung ab. Problematisch sind SchlafbĂ€ume in unmittelbarer NĂ€he zu AuĂengastronomie, Haltestellen des ĂPNV und WohnhĂ€usern.
9. Die Sittiche beschÀdigen die Hausfassaden
Ja, das trifft leider zu. Sittiche nutzen insbesondere durch Spechte verursachte Löcher an GebĂ€udefassaden zur Brut und vergröĂern mit ihrem krĂ€ftigen Schnabel die Löcher und somit auch die SchĂ€den. Der Kölner NABU hat ein Faltblatt mit Informationen zu Fassadenbruten von Sittichen erstellt. Es richtet sich an HauseigentĂŒmer/innen und bietet praktische Tipps zum Schutz der Hausfassade und zum artenschutzgerechten Umgang mit Fassadenbruten.
Das Faltblatt ist in der GeschÀftsstelle und als PDF-Download auf unserer Homepage erhÀltlich.
Wenn Sie Probleme mit Sittichen an oder in der Hauswand haben, kontaktieren Sie also gerne unsere GeschÀftsstelle.
10. Die Sittiche fliegen schneller als die Polizei erlaubt
Ja, das kommt tatsĂ€chlich vor. Im pfĂ€lzischen ZweibrĂŒcken wurde 2016 von der Polizei ein Halsbandsittich mit 43 km/h in einer Tempo-30-Zone geblitzt. Die Polizeidienststelle nahm den Vorfall mit Humor: âVon wem das fĂ€llige Verwarnungsgeld in Höhe von 15 Euro entrichtet wird, steht derzeit noch nicht festâ, hieĂ es im BerichtâŠ