2013 03/04 Nachtplan: Clubbing & Depression

Quelle: nachtplan 03/04 2013, Seite 25

Dem Doktor seine Seite

Clubbing & Depression
Von Mark Benecke

Eine der häufigste Todesursachen unter Jugendlichen ist -- der Suizid. Drogen-, HIV- und Verkehrstote ergeben zusammengenommen immer noch weniger Opfer als durch Selbsttötung. Wo aber findet man dem Vorurteil nach mehr Depressive als in den schwarzen Szenen? Genau: Nirgendwo.

Zusammen mit den “FreundInnen fürs Leben” ließen wir daher einen Probeballon steigen. Wir setzten uns in einer schick dekorierten Ecke im schwärzesten Hauptstadtclub, dem K17 in Berlin, mitten zur besten Party-Time zur Depressions-Aufklärung fest. Mit dabei waren Model und Kampagnen-Gesicht Julie de Maggot sowie Lydia als Psychologin.

Jule hatte im Internet zuvor einen schonungslos offenen Bericht über ihre seelischen Eindrücke in dunklen Zeiten gegeben, der großen Respekt nach sich zog.

Oha! Der erste "nachtplan" aller Zeiten mit männlichem Cover-Model (Foto: Roman Kasperski)

Obwohl die Kampagne sich ursprünglich an FreundInnen und Angehörige von Depressiven richtet, die also erkennen sollen, ob ihre Kumpels und Kumpelinen sich abkapseln und einen Suizid planen, kamen zu uns interessanterweise hauptsächlich direkt Betroffene. Das mag am offenen Umgang mit Niederdrückenden in den schwarzen Szenen liegen. Hier hat wohl niemand Angst, sich finstere Gedanken einzugestehen.

Stärker war hingegen die Angst ausgeprägt, Hilfe zu suchen, dabei in der Psychiatrie zu landen und einen Teil seines Selbst aufzugeben. Das könnte ebenfalls eine typisch gruftige Anwandlung sein, denn Individualität und persönliche Freiheit werden im schwarzen Völkchen natürlich besonders groß geschrieben.

Das Clubbing-Against-Depression-Experiment hat großen Spaß gemacht, so traurig es auch streckenweise inhaltlich war. Wir sprachen mit vielen sehr mutigen Menschen, die entgegen dem Vorurteil des verzeifelten Rumschleichens mehr als andere ihr Leben und auch ihr Leiden selbst in die Hand nehmen und sich davor nicht fürchten. Und das ist letztlich ja eine Stärke -- und eben keine Schwäche.

Power to you all --

der Eure --

Dr. Doom