Katzenhaar klärt Mord auf

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Ausgabe 120/1997

VON MARK BENECKE

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Ein weißes Katzenhaar auf einer blutigen Lederjacke 'half, den Mord an einer 32jährigen Frau aufzuklären. Mit Hilfe des sogenannten genetischen Fingerabdrucks konnten Wissenschaftler des Labors für Gendiversität am National Cancer Institute in Maryland (USA) das Haar eindeutig dem Haustier eines Verdächtigen zuordnen (Nature, Bd. 386, S. 774, 1997).

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Die Lederjacke war im November 1994 in einem Wald nahe der Wohnung einer vermißten Frau in Richmond, Prince Edward Island (Kanada), entdeckt worden. Neben Blutspuren des Opfers fanden sich an dem Kleidungsstück 27 Katzenhaare. Diese verglichen die Forscher mit den Haaren der Kurzhaarkatze "Snowball", die einem Verdächtigen gehörte. Da mikroskopische Vergleiche von Haaren unsichere Ergebnisse liefern und daher von Gerichten häufig nicht mehr anerkannt ·werden, wandten die Forscher die "DNA-Typisierungs-Technik" an. Mit Hilfe dieser Methode lassen sich auch geringste Mengen Erbsubstanz, wie sie in Haaren enthalten sind, sichtbar machen.

Im vorliegenden Fall wurden bestimmte Abschnitte des Erbguts, sogenannte Short Tandem Repeats (STR), untersucht. Diese sind in allen Zellen eines Lebewesens identisch, von Individuum zu Individuum aber unterschiedlich. Der Vergleich der DNS aus den sichergestellten Katzenhaaren mit Erbsubstanz aus einem Bluttropfen von "Snowball" erlaubte die eindeutige Zuordnung der Haarspur zum Tier. Denn nur eine von theoretisch 70 Millionen Katzen weist den Berechnungen der Wissenschaftler zufolge dasselbe STR-Muster auf wie "Snowball". Unter anderem anhand dieses Beweises wurde der Tatverdächtige endgültig überführt und des Mordes für schuldig befunden.

Einen derart eindeutigen Beweis kann diese Art der DNS-Analyse immer dann liefern, wenn bekannt ist, wie häufig der untersuchte STR-Typ bei der jeweiligen Tierart vorkommt. Solche Vorabuntersuchungen wurden bislang jedoch vor allem für das menschliche Erbgut, nicht aber für Short Tandem Repeats von Haustierarten gemacht. Aufgrund früherer Erfahrungen bei der Analyse des Erbguts von Tieren gelang es dem Forscherteam bei der Untersuchung der Katzen-DNS nun erstmals, dieselbe Genauigkeit wie beim Vergleich menschlicher Erbsubstanz zu erreichen.

Mit großem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.


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