Von zwei Magneten wird man noch kein Cyborg

Quelle: WAZ, Nr. 132, RHEIN-RUHR, Donnerstag, 9. Juni 2022, WRG1e

Der Kriminalbiologe und Autor Mark Benecke lässt sich einen Chip einpflanzen. Seinen zweiten. Nur so zum Spaß

Von Thomas Mader

Köln. Unser Kronzeuge heute ist zufällig Kriminalbiologe, der vermutlich bekannteste obendrein. Dr. Mark Benecke (ja, der mit den Käfern), Vampirfachmann, Vortragsreisender und interessiert an Körpermodifikationen aller Art, hat sich gerade einen neuen Chip bestellt – einfach weil er mit dem Piercer seines Vertrauens darüber ins Gespräch kam. Der heißt Jörg Ewering und spritzt in seinem Studio in der Kölner Südstadt mittlerweile mehrmals im Monat Chips in Hände, Arme oder wo der Kunde eben Bedarf hat. Meistens ist es die Hand.

Eine digitale Hundemarke hat Mark Benecke bereits im Arm – „ISO FDX-8 Animal“ zeigt das Lesegerät, wenn man es dranhält. Jetzt soll ein zweiter Chip her, der noch mehr Heiterkeit verspricht. Die volltätowierte Dame am Tresen weiß noch nicht so recht: „Mein Mann hat schon vor Alexa Angst.“ Vielleicht setzt sie sich aber doch demnächst einen Chip ein „mit dem Namen meines Hundes” drauf.

Mark hat sich auch bereits zwei Magnete in die Fingerkuppen setzen lassen, damit hebt er gerne publikumswirksam Münzen vom Tisch. „Es ist aber auch ein Extra-Sinn, ich kann zum Beispiel fühlen, ob ein Transformator an ist.“ In welche Richtung das geht, wird er manchmal gefragt. „Aber Leute, von zwei Magneten wird man noch kein Cyborg. Und so Kulturwissenschaftler immer: Was sagt das über deinen Körper aus? – Gar nichts.“

Rick lässt grüßen. Rick, wer? Na Rick, Du weißt schon...

Jetzt also das neue Gimmick. Bei Auslieferung steckt der „X2“-Chip bereits in der Kanüle einer steril verpackten Spritze. Zunächst betäubt Ewering die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger. Neben dem tätowierten Autogramm des Body-Modification-Künstlers Stelarc, der sich aus Haut, Silikon und einem Mikrofon ein Extra-Ohr an den Arm bauen lässt, setzt Ewering mit der Zwei-Millimeter-Kanüle an ... und Mark sagt noch: „Ich frage mich eigentlich, warum das wieder passiert?“ Ja, warum? Was er mit dem neuen Chip machen will, weiß er noch nicht so genau. Visitenkarten austauschen? „Viele schreiben Benecke immer falsch.“

Hält man ein Android-Handy dran, liest es sofort den Inhalt aus. Mit dem iPhone funktioniert das nur per App. „Bezahlen wäre auch sexy.“ Geht aber nur im Dortmunder Weinkeller (und anderen Orten mit Kundenkonto), für den Supermarkt bräuchte man einen größeren Chip. „Mach doch Rickrolling“, schlägt Marks Freundin Ines vor. Das ist eine bekannte Veräppelung im Netz. Tatsächlich, wenig später geht ein Video online: Ines hält ein Handy an Marks Implantat, es öffnet sich ein Musik-Video von Rick Astley.

Mark Benecke, immer auf der Suche nach einem Update.


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