Tatort Münster: Auf dem Prüfstand

VON CHRISTIAN VOCK


„Tatort: Fangschuss“: Thiel und Boerne – ein rein fiktives Pärchen

Kommissar Thiel und Professor Boerne sind sicher eines der schillerndsten Ermittler-Duos im „Tatort“. Hier der exaltierte Professor und dort der grummelige Kommissar. Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt, warum ein solches Pärchen in der Realität nicht zusammenarbeiten würde: Weil es das gar nicht müsste.

Professor Boerne und Kommissar Thiel arbeiten nicht nur zusammen, sie wohnen auch noch gegenüber. Das bietet im „Tatort“ reichlich Raum für die endlosen Kabbeleien zwischen dem Rechtsmediziner und dem Kommissar. Wir haben den bekannten Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke gebeten, sich das skurrile „Tatort“-Pärchen in ihrem neuesten Fall einmal anzusehen.


Herr Dr. Benecke, Sie haben versucht, sich den „Tatort“ anzusehen, haben aber nicht durchgehalten. Woran ist es denn gescheitert?

Mark Benecke: „Ach, ich habe ausgeschaltet, weil das alles nichts mit dem zu tun hat, was in unserer Welt von Belang ist. Für uns ist eine Spurensituation etwas Ernstes und Unemotionales, bei dem zwischenmenschliche Beziehungen stören. Es würde bei uns niemand auf die Idee kommen, laufend Witze oder Anmerkungen über den anderen zu machen. Diese ganze Geschichte handelt aber vorwiegend von zwischenmenschlichem Kram.“


Also alles zu unrealistisch und emotional?

Benecke: „Ja, in der Spurenwelt zählt alles außer Emotionen. Selbst zeitlich-räumliche Aspekte sind uns egal, das macht die Polizei. Nur mal ein Beispiel aus der Praxis: Wenn wir im Magen eines Verstorbenen Schwarzbrot finden und den Käse im Schlund, dann ist klar, dass er zuerst das Schwarzbrot gegessen hat. Damit endet dann aber auch schon das Zeitlich-Räumliche für uns. Wir können nur sagen, dass die Spuren da sind – bewerten tun es die anderen.“


Diese ständige und enge Zusammenarbeit zwischen einem Gerichtsmediziner und einem Kommissar gäbe es so in der Realität also gar nicht?

Benecke: „Früher war es so, dass erfahrene Kripoleute auch immer mit den gleichen Rechtsmedizinern zu tun hatten. Seit ungefähr zehn Jahren ist es aber so, dass Polizisten tendenziell möglichst breite Verwendung erfahren. Das heißt, es kann passieren, dass sie in andere Abteilungen gehen. Ein Bekannter zum Beispiel war lange bei den Todesermittlern, dann ging er zur Polizei-Aufbauarbeit in ein kriegszerstörtes Land und danach landete er bei der Abteilung für Fahrraddiebstähle. Das ist unvorstellbar, führt aber mitunter dazu, dass diese langen Berufs-Beziehungen nicht mehr so oft entstehen.

Dass man sich gegenseitig so lange kennt und damit auch die Marotten des anderen, spielt anders als im „Tatort“ bei der Arbeit kaum eine Rolle. Die menschlichen Marotten sind auf einer persönlichen Ebene völlig egal, solange sie in der fachlichen Zusammenarbeit nicht stören.“
 

 

Was Rechtsmedizin mit Harry Potter zu tun hat

Gestatten, Boerne: Rechtsmediziner und Professor für forensische Pathologie. So stellt sich Mediziner Boerne auch im „Tatort: Fangschuss“ wieder vor. Aber was genau ist das? Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke bringt für uns Licht ins Begriffswirrwarr und erklärt, was Rechtsmedizin mit Harry Potter zu tun hat. 

In Krimis geraten viele Begriffe durcheinander: Gerichtsmediziner, Pathologe, forensischer Pathologe oder auch Kriminalbiologe. Professor Boerne zum Beispiel stellt sich als Rechtsmediziner und Professor für forensische Pathologie vor. Aber wo ist der Unterschied zwischen den ganzen Berufsbezeichnungen? Dr. Benecke ist selbst Kriminalbiologe und erklärt die Besonderheiten. 


Herr Dr. Benecke, Boerne ist „Rechtsmediziner und Professor für forensische Pathologie.“ Was bedeutet das?

Benecke: „Es gibt in ganz Deutschland keinen einzigen forensischen Pathologen – außer im „Tatort“ und übersetzten Krimis aus den USA. Eine Pathologin oder ein Pathologe kennt sich auch in Deutschland mit krankhaften Gewebe-Veränderungen aus, aber nicht mit Gewalteinwirkungen. In den USA können Pathologen und Pathologinnen als Zusatzausbildung daher forensische Pathologie machen, also alles mit einem kriminalistisch interessanten Hintergrund.

In Deutschland ist der Facharzt zur Rechtsmedizin eine eigene fünfjährige Zusatzausbildung nachdem man schon Arzt ist. Dann ist man aber kein Pathologe, sondern Rechtsmediziner. Beide sind Fachärzte, aber für ziemlich verschiedene Wissensgebiete. Ich hingegen bin Biologe, es gibt aber auch zum Beispiel Kriminalchemiker.“


Professor Boerne ist als sehr exaltierte Figur angelegt. Gibt es einen bestimmten Menschentyp des Rechtsmediziners?

Benecke: „Nein, überhaupt nicht. Ich habe bei jüngeren Ärzten gehört, dass es zwei Gründe geben soll, warum man als Rechtsmediziner oder auch als Kriminalbiologe arbeitet. Zum einen, weil man selbst zu nahe an den Tod gekommen ist, zum Beispiel durch den Tod eines Bekannten oder Verwandten. So wie bei Harry Potter. Da gibt es dieses eine Mädchen, Luna Lovegood, die ihre Mutter hat sterben sehen. Solche Menschen, die schon einmal eine solche Erfahrung hatten, können nicht nur im Film bestimmte Dinge klarer sehen.

Oder man hat sogar am eigenen Leib traumatische Erfahrung mit dem Tod oder Missbrauch gemacht. Ein Kollege von mir war beispielsweise mal entführt worden … nicht schön. Das will aber natürlich niemand öffentlich sagen. Zum anderen glaube ich, dass manche Ärzte auch nicht mit lebenden Patienten zu tun haben wollen.“


Und was ist mit der Überheblichkeit eines Professor Boerne, kennen Sie die aus der Praxis?

Benecke: „Dass Menschen wie Boerne oder auch schon Sherlock Holmes als arrogant wahrgenommen oder dargestellt werden, ist, glaube ich, eine Fehlinterpretation. Wenn jemand von außen betrachtet relativ emotionslos mit Themen umgeht, die bei anderen aber sehr starke Emotionen auslösen, dann wirkt das halt manchmal seltsam.

Ähnliches gilt auch für sehr schüchterne Menschen. Die werden auch oft für arrogant gehalten, weil sie sich eben so zurückhalten. Die sind aber das genaue Gegenteil von arrogant. Ansonsten findet man meiner Erfahrung nach bei Gerichtsmedizinern das gesamte Panoptikum menschlicher Charaktere.“
 

 

Wie erkennt man einen Suizid?

Ein Sturz, ein Schrei und schon liegt ein junger Mann tot auf der Erde. Er soll sich vom Hochhaus in den Tod gestürzt haben. Zumindest findet die Rechtsmedizinerin keinen Hinweis auf Selbstmord. Aber wie findet man so einen Hinweis? Wir haben bei dem bekannten Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke nachgefragt.

Ein Mann stürzt von einem Hochhaus. In der Rechtsmedizin heißt es dann, man habe „keine Hinweise gefunden, die einen Selbstmord infrage stellen würde“. Aber was würde denn einen Suizid infrage stellen? Der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke erklärt es.


Herr Dr. Benecke, wie findet man heraus, ob jemand Selbstmord begangen hat oder nicht?

Mark Benecke: „Ganz grundsätzlich arbeiten wir nach dem Ausschlussprinzip, so wie bei Sherlock Holmes. Man muss also durch Beweise, nicht durch Denken – Denken ist bei uns verboten – all das ausschließen, was nicht sein kann. Dann muss das, was übrig bleibt, stimmen, egal, wie unwahrscheinlich es ist. Im Krimi wird natürlich nicht erzählt, was alles ausgeschlossen wird – das würde zu lange dauern. Wir hingegen machen das.

Bei einem Suizid läuft es dann zum Beispiel so: Angenommen, jemand stürzt vom Hochhausdach und die Kollegen finden einen treppenförmigen Bruch am Schädel. Gleichzeitig hat das Opfer in der Wohnung aber so eine eckige Yuppie-Bratpfanne. Wenn die nicht zur Wunde passt, wäre das einer von vielen Ausschlüssen. Trotzdem hat man natürlich ein Unbehagen, weil die Frage bleibt, wie man denn alles ausschließen will. Wenn im „Tatort“-Fall zum Beispiel jemand dem Opfer zuvor ein Messer an den Hals gehalten und gesagt hat: 'Wenn du rausspringst, überlebst du vielleicht, wenn ich dich ersteche, sicher nicht': Davon gäbe es keine Spuren.“


Warum heißt der Selbstmord eigentlich Selbstmord, wo er doch gar keine Merkmale eines Mordes hat, wie zum Beispiel die niederen Beweggründe?

Benecke: Doch, hat er. Aber aus einer religiösen Sicht. Nämlich dass man Hand an etwas anlegt, was einem nicht gehört. In vielen Religionen ist es so, dass dein Leben nicht dir gehört.
 

 

Was hätte Mark Benecke getan?

Und schon wieder eine Leiche. Diesmal wird ein investigativer Journalist mit einem Einschussloch im Kopf gefunden. Was der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke an so einem Leichen-Fundort nun machen würde, erklärt er uns in einem Kurz-Interview.

Um seine Tochter zu schützen, hält der Journalist Offergeld im „Tatort: Fangschuss“ einen Eindringling auf. Kurze Zeit später findet man dann seine Leiche mit einem Loch im Kopf. Was die Ermittler dann an einem solchen Leichenfund machen, erklärt der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke. 


Herr Dr. Benecke, beim zweiten Todesfall wird die Leiche mit einer Schusswunde im Kopf gefunden. Was macht man als Kriminalbiologe dann an so einem Fundort?

Mark Benecke: „Bei einem Kopfschuss wie in diesem Fall würde ich mir zuerst die Blutspuren ansehen. Wir erleben es sehr häufig, dass sich die Leute nach einem Kopfschuss noch bewegen und handeln können. Da spritzen auch keine Blutfontänen wie im Krimi, sondern man hat eher dezente Blutspuren an der Umgebung. Ich hatte mal einen Fall, da hat das Opfer versucht, in die Kopfwunde einen zusammen gerollten Lappen zu stecken und ist gestorben. Die eigentliche „Sauerei“ ist dann erst dabei entstanden, mit der eigentlichen Tat hatte das nichts zu tun. Am Fundort versuchen wir daher, auch die Blutspuren zu rekonstruieren.“


Nun waren Sie ja schon an zig Fundorten und haben sicher eine gewisse Routine. Worauf achten Sie zuerst, wenn Sie an den Fundort einer Leiche kommen?

Benecke: „Dass sich eben keine Routine abspielt. Man muss immer noch alles interessant finden. Wenn man dann nur lange genug experimentiert und tüftelt, findet sich eine Lösung. Als ich noch jünger war, haben sich zum Beispiel viele Polizisten vor allem auf Fingerabdrücke konzentriert. Sie waren absolute Experten und haben die überall blitzschnell erkannt. Ich hingegen habe mich eher auf Wischspuren und Verschmierungen konzentriert. Irgendwann hat es dann bei mir 'Klick' gemacht und ich habe gesagt: 'Lasst uns doch alle alles machen!' So habe ich die Technik von den Kollegen gelernt und so halte ich es mein ganzes Leben – bloß keine Routine, immer weiter rumprobieren.
 

 

Wie erkennt man einen aufgesetzten Schuss?

Im Tatort wird sofort erkannt, dass es sich um einen aufgesetzten Schuss handelt. Thiele spricht von einer „klassischen Hinrichtung“. Aber wie kann man einen aufgesetzten von einem nicht-aufgesetzten Schuss unterscheiden?

Man kennt das aus fast jedem Krimi: Ein kurzer Blick auf die Leiche und schon hat der Rechtsmediziner Todesursache, Todeszeitpunkt und auch gleich die Tatwaffe parat. Auch im „Tatort: Fangschuss“ steht schnell die Todesursache fest: ein aufgesetzter Schuss. Aber wie erkennt man einen solchen aufgesetzten Schuss und wie ermittelt man den Todeszeitpunkt? Der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke erklärt es.


Herr Dr. Benecke, wie erkennt man einen aufgesetzten Schuss?

Mark Benecke: „Da gibt es zwei Möglichkeiten: Woran man es immer erkennt, sind die Schmauchspuren. In einer Patrone ist ja Schießpulver und wenn der Hammer darauf schlägt, entzündet sich das. Bei einem aufgesetzten Schuss werden die Rückstände dieses Feuers dann durch den Lauf in die Wunde gepustet. Bei einem Schuss aus der Ferne verteilt sich dieser Schmauch vorher.

Beim Kopfschuss kommt noch eine Besonderheit hinzu: Da entsteht nämlich eine temporäre Wundhöhle. Beim Auftreffen auf das Gewebe gibt das Projektil Energie ab und dabei entsteht ein kurz aufploppendes Loch aus Gas, das kurz darauf wieder zusammenfällt. Wenn du nah direkt auf den Schädel schießt, gibt es oft eine sternförmige Aufplatzung. Das ist wie eine Beule zwischen Schädel und Haut.“


Rechtsmediziner Boerne ermittelt auch gleich den Todeszeitpunkt. Wie bekommt man den denn raus?

Benecke: „Die Gerichtsmediziner machen das beispielsweise über die Auskühlungstemperatur. Da spielen eine Menge Faktoren mit rein, also zum Beispiel der Wind, ob die Person bekleidet war, die Heizung an war, und so weiter. Das funktioniert bei genügend Information ganz gut. Wir Kriminalbiologen machen das erst später, zum Beispiel über die Art und das Ausmaß der Insektenbesiedlung.“
 

 

Wie findet man heraus, woher eine Verletzung stammt?

Beim „Tatort: Fangschuss“ entdecken die Rechtsmediziner eine rätselhafte Verletzung am Bein des Opfers. Am Ende kommen sie über die Rückstände in der Wunde der Lösung nahe. Ist das realistisch und gibt es vielleicht eine Datenbank für Verletzungen?

Die Ermittler im „Tatort: Fangschuss“ finden an der Leiche Verletzungsspuren am Bein und rätseln, woher die stammen könnten. Da es bei der Polizei so viele Datenbanken bei der Verbrechensbekämpfung gibt, stellt sich die Frage, ob es vielleicht auch eine Art Datenbank für typische Verletzungsmuster gibt.


Die Lösung: Gibt es nicht. Warum nicht, erklärt der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke so:

„Manche Verletzungen haben zwar gewisse Ähnlichkeiten, aber es gibt so viele verschiedene Abläufe bei deren Entstehung, dass immer wieder Wunden und Muster auftauchen, die im Leben eines Ermittlers nur ein einziges Mal vorkommen. Natürlich werden bei bestimmten Verletzungen immer die gleichen Muskeln durchgeschnitten oder Knochen gebrochen. Aber bei unserer Arbeit kommt es auf zu viele Details und Ebenen einer Verletzung an wie zum Beispiel die Länge einer Klinge oder ob das Messer gedreht wurde.“


Dass die Ermittler im „Tatort“ dann über die Rückstände des Zauns in der Wunde auf die richtige Spur kommen, hält Benecke indes für nachvollziehbar:

„Das ist realistisch. Aber auch hier könnte man eine eigene Sendung darüber machen, was das für Spuren sind und ob die tatsächlich in der Lacksplitterdatei des Bundeskriminalamtes sind oder doch so klein oder neuartig, dass man sie erst durch ein aufwändiges Verfahren feststellen kann.“
 

 

Warum wird der Kopfschuss-Tote noch einmal obduziert?

Noch am Fundort stellt Kommissar Thiel im „Tatort: Fangschuss“ fest, dass das Opfer durch einen Kopfschuss getötet wurde. Trotzdem wird die Leiche noch einmal von Professor Boerne obduziert. Ist das wirklich nötig, wo doch die Todesursache schon feststand? Der „Tatort“ im Kurzcheck.

Es ist eine typische Szene aus einem Krimi. Auf einem Seziertisch liegt eine Leiche und der Rechtsmediziner gibt seinen Befund an den Ermittler weiter. Auch im „Tatort: Fangschuss“ erklärt Professor Boerne Kommissar Thiel, was er bei der Obduktion herausgefunden hat. Aber warum wurde der Tote mit dem Kopfschuss überhaupt noch einmal obduziert? 


Zunächst einmal: Es gibt es verschiedene Arten der Leichenschau. Ganz grob unterscheidet man zwischen der äußeren und der inneren Leichenschau, erklärt Kriminalbiologe Mark Benecke an einem Beispiel:

„Ein Obdachloser wird tot aufgefunden. Jeder kannte ihn und er trank häufig Alkohol. Es mag zwar vielleicht keine offensichtlich natürliche Todesursache vorliegen, aber auch kein Hinweis auf eine besonders unnatürliche wie Erschlagen oder Erwürgen. Dann wird wahrscheinlich keine innere Leichenschau vorgenommen – das kostet ja auch Steuergelder – und am Ende wird dann eine vermutliche Todesursache festgelegt.“


Ganz anders sieht es laut Benecke bei Fällen aus, die „ein hinreichendes Interesse“ erzeugen. Bei einem Kopfschuss wie im „Tatort“ könne das Opfer ja auch zufällig an einem natürlichen Tod gestorben sein und der Täter hätte dann auf eine Leiche geschossen.

„Gerade, wenn ein soziokulturelles, juristisches oder politisches Interesse vorliegt, wird in der Regel eine innere Leichenschau gemacht“, erklärt der Kriminalbiologe. 
 

 

Warum „Alberich“ in der Realität ihren Job los wäre

Kleine Freundschaftsdienste unter Kollegen kennt sicher jeder. Im „Tatort“ macht Boernes Assistentin „Alberich“ für Kommissar Thiel einen Vaterschaftstest. Ist ja nichts dabei. Oder doch? Darf die Assistentin einfach so einen Vaterschaftstest machen? Der „Tatort: Fangschuss“ im Kurzcheck.

Plötzlich steht sie mit einer frohen Botschaft vor der Tür: Leila Wagner (Janina Fautz) behauptet, die Tochter von Kommissar Thiel (Axel Prahl) zu sein. Aber ist sie das wirklich? Thiel hat Zweifel und bittet Sabine „Alberich“ Haller (ChrisTine Urspruch), die Assistentin von Rechtsmediziner Boerne, für ihn einen Vaterschaftstest zu machen – heimlich. 


Ein Vaterschaftstest als Gefälligkeit unter Kollegen – für den Kriminalbiologen Mark Benecke ist das in der Realität ein absolutes Tabu, dessen Bruch harte Konsequenzen hätte:

„Wenn man so etwas wirklich macht, bekommt man riesigen Ärger. Das ist nach Gesetzeslage verboten. Also nicht nur verboten, sondern verboten verboten. Man würde sofort seine Zulassung als öffentlich bestellter und vereidigter Gutachter verlieren.“ 


Außerdem könnte der Gutachter mit so einem illegalen Vaterschaftstest auch aus einem anderen Grund in Teufelsküche kommen, wie Benecke warnt:

„Du kannst dabei nämlich auch Sachen rausbekommen, die du eigentlich gar nicht herausbekommen wolltest. Was machst du denn, wenn du entdeckst, dass das nicht nur seine Tochter ist, sondern auch, dass sie eine seltene Trisomie hat? Dafür braucht man keinen Gentest, da reicht ein genetischer Fingerabdruck. Sagst du ihm das jetzt? Du handelst dir also eine Menge Ärger ein, den du gar nicht haben wolltest. Das würde niemand machen.“

Mit großem Dank an Christian Vock für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.