2015 10 12 Volksstimme Zerbst: Mord im Museum
Quelle: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 12. Oktober 2015
Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke in der Stadthalle Zerbst
[Den Artikel gibt es hier im Original]
Text: Christian Jäger
Kriminalbiologe Dr. Mark benecke tritt im Katharina-Saal der Stadthalle Zerbst auf und plädiert für das kindliche Denken
Stellen Sie sich vor, Sie sehen eine glatzköpfige Person mit einer Lederhose, komplett in schwarz gekleidet, Stiefel tragend, meist mit einem Ring in der Nase, einem riesigen Schlüsselbund an der Hose und mit nahezu überall Tattoos. Vermutlich würde diese Person einen komischen Eindruck erwecken. Genau so lud Dr. Mark Benecke am Freitag zu seinem Programm in den Katharina-Saal der Stadthalle Zerbst.
Diejenigen, die Benecke nicht kennen, hätten ob seines Erscheinungsbildes mit Sicherheit den falschen Eindruck von ihm gewonnen. Denn Dr. Mark Benecke ist Kriminalbiologe und Experte in der forensischen Entomologie. Das bedeutet, dass er Informationen zur Todesursache oder zur Liegezeit von Leichen anhand von Fliegen, Maden oder sonstigen Insekten bestimmen kann. Weltweit genießt er ein hohes Ansehen, fungiert als Ausbilder, Gastdozent oder Kommentator von Fernsehserien.
Ein kluger Kopf also, dem man es auf den ersten Blick möglicherweise nicht ansieht. Und genau darum geht es laut Dr. Benecke – und zwar nicht nur in der Forensik. Er trug vor, dass eine kindliche Herangehensweise oft nützlich sei. „Man darf sich nicht blöd vorkommen, kindlich auf die Dinge zu schauen und alles für möglich zu halten.“
Er wollte damit die Sinne seines Publikums im gut gefüllten Katharina-Saal schärfen. Denn Unvoreingenommenheit war ein Schlüssel, um dem Thema – das im Übrigen die Zuschauer selbst wählten – folgen zu können. „Mord im Museum“ lautete es. Dr. Benecke analysierte Bilder aus dem 15. und 16. Jahrhundert und prüfte ihre Gewaltdarstellungen auf Echtheit. Zum Vergleich wurden auch Fotografien echter Leichen, größtenteils aufgrund von Gewalteinwirkung gestorben, gezeigt. Für ein zartes Publikum sind Shows von Dr. Mark Benecke nichts.
Vor heftigen Bildern warnte er jedoch stets. Damit stand der Inhalt seines Programms zum Teil im krassen Widerspruch zum einleitenden Video von Katzen, das niedlich und lustig zugleich war. Nach etwa drei Stunden endete die Veranstaltung mit Applaus. Einige Besucher nutzten die letzte Möglichkeit für ein Autogramm oder ein Selfie. Als würde sie zur Show gehören, zog Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke Sarah Madeheim einfach mit auf das Bild. Nähe zum Publikum ist dem Wissenschaftler und Entertainer wichtig. Auch vor der Show und in einer Pause gab es dazu Gelegenheit, die auch angenommen wurde. Allüren zeigte Dr. Benecke indes keine. Freundlich wurde jeder Fotowunsch erfüllt und jedes Autogramm geschrieben.
„Er ist halt ein cooler Typ“, sagte Sarah Madeheim. Die Zerbsterin war das erste Mal bei solch einer Veranstaltung. Vergessen wird sie diesen Ausflug nicht so schnell. Denn Dr. Mark Benecke zog sie prompt für ein Foto zur Seite, als wäre sie Teil der Show.
Die Nähe zum Publikum spielt für den Forensiker nämlich eine entscheidende Rolle. „Ich gehe auch nicht auf die Bühne, um den Leuten näher zu sein“, erklärte der 45-Jährige. Zwar spricht er seiner Veranstaltung selbst den Charakter einer Vorlesung zu, Zwischenrufe, Fragen oder auch Scherze sind aber trotzdem erwünscht. Davon gab es am Freitag jedoch nicht viele. „Die Leute hier sind freundlich, aufmerksam und gute Zuhörer.“ Es gäbe auch „extrovertiertere Orte“. Aber auch das stört ihn nicht. Denn nach jeder Veranstaltung gilt: „Am Ende habe ich selbst etwas gelernt“. Und mit Sicherheit auch die vielen begeisterten Zuschauer.
Mit herzlichem Dank an Christian Jäger und die Redaktion der Volksstimme für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.